Die strukturierte Informationssammlung (SIS) – Ein Leitfaden

Auf der folgenden Webseite möchten wir einen kurzen Überblick über die strukturierte Informationssammlung, auch SIS genannt, geben. Die SIS löst die alten Pflegemodelle ATL und AEDL ab. Der Grund für die Einführung der SIS beruht auf der hohen Kritik an der bisherigen und überhandnehmenden Pflegedokumentation. Die strukturierte Informationssammlung soll den Aufwand der Pflegedokumentation entscheidend reduzieren und so mehr Zeit für die eigentliche Pflege und Betreuung ermöglichen. Ziel der SIS ist es, einen schnellen und zielgerichteten Gesamtüberblick über die benötigte Pflege einer Person zu verschaffen. Zudem ist die strukturierte Informationssammlung der erste Einstieg in den vierstufigen Pflegeprozess. Dieser besteht aus der strukturierte Informationssammlung, des Maßnahmenplans auf Grundlage der SIS, das Berichteblatt mit dem klaren Fokus auf Abweichungen von regelmäßigen wiederkehrenden Pflege- und Betreuungsabläufen, sowie die anschließende Evaluation. Die SIS ist in vier Punkte unterteilt:

  1. Die Rohdaten

  2. Die Eingangsfragen an die pflegebedürftigen Person

  3. Die sechs Themenfelder zur strukturierten Erfassung des Pflege- und Hilfebedarfs

  4. Erste fachliche Einschätzung

Die Rohdaten der SIS

Hier sammeln sie die Daten des Pflegebedürftigen für die strukturierte Informationssammlung. Name, Datum, gesprächsführende Person, sowie ggf. Bestätigung pflegebedürftiger Person, Angehörige, Betreuer.

2.Eingangsfragen an die pflegebedürftige Person
Die Eingangsfragen der SIS lauten:
  • Was bewegt Sie im Augenblick?
  • Was brauchen Sie?
  • Was können wir für Sie tun?

Hierbei kann es allerdings sein, dass es schwierig ist eine passende Antwort auf die Fragen zu erhalten. Es können folgende Probleme auftreten:

  • Der Patient versteht die Frage nicht,
  • Der Patient mag nicht über seine persönlichen Angelegenheiten sprechen,
  • Der Patient kann sich nicht verbal äußern,
  • Der Patient ist schnell an die Grenze seiner Konzentrationsfähigkeit angekommen,
  • Der Patient wird von einem Angehörigem übertönt.

Um eine passende Antwort zu erhalten, können Sie auch folgende Fragen stellen:

2.1. Was bewegt sie im Augenblick?
  • Wie geht es Ihnen? Wie fühlen Sie sich? Wie ist es dazu gekommen, dass Sie unsere Hilfe benötigen?
  • Konnten Sie sich mit der neuen Situation schon anfreunden?
2.2. Was brauchen Sie?
  • Was ist Ihnen gerade wichtig?
  • Gibt es etwas, das Sie sich wünschen?
  • Wonach ist Ihnen gerade zumute? Haben Sie feste Gewohnheiten?
  • Was ist Ihnen besonders wichtig bei unserer Pflege?
2.3. Was können wir für Sie tun?
  • Wie sollen wir die Pflege durchführen?
  • Haben Sie eine Idee, wie wir Ihnen helfen können?
  • Haben Sie Wünsche an uns? Wenn Sie überlegen, wie sollen wir die Pflege in der Früh durchführen?
Wichtig

Stellen Sie immer nur offene Fragen und nicht geschlossene Fragen. Eine geschlossene Frage wäre zum Beispiel: „Haben Sie heute schon gegessen?“ Hier kann der Patient nur mit „Ja“ oder      „Nein“ antworten. Besser ist eine offene Frage: „Was haben Sie heute gegessen?“ Hierbei muss der Patient von sich erzählen.

2.4. biografische Daten

Um den ersten Teil der strukturierte Informationssammlung zu vervollständigen, benötigen Sie noch lebensrelevante Informationen:

  • Was war ausschlaggebend für die Pflegebedürftigkeit? Was ist in der nahen Vergangenheit geschehen? Zum Beispiel Tod des Bruders.
  • Zudem benötigen Sie die Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen eines Patienten. Was liebt oder hasst der Patient, was ist ihm wichtig/unwichtig usw.
  • Des Weiteren spielen die Werte und Einstellungen des Patienten eine wesentliche Rolle. Zum Beispiel können dies sein: Harmonie, Lebensfreude, Kontakt, Zugehörigkeit, Frieden, Religion, Spaß, Mitgefühl usw.
Strukturierte Informationssammlung - Themenfeld 1 - kognitive und kommunikative Fähigkeiten

Der in dem für die fachliche Einschätzung vorgesehenen Kasten zur Verfügung stehende Platz ist mit Absicht klein gehalten. Hier ist es wichtig eine knappe und auf das Wesentliche reduzierte fachliche Einschätzung zu geben. Nun geht es daran, die zu beurteilende Person in folgenden Punkten einzuschätzen:

Orientierung – Situativ, Örtlich, Zeitlich, Persönlich und ob die Person Gefahren erkennen kann.

Kommunitkation – Hören, Sehen, Sprechen / Höhrverständnis

Wichtig ist, dass Sie immer jeweils die Fähigkeiten der Person darstellen und welche Einschränkungen sie in dem betreffenden Punkt hat. Hier finden Sie nun ein Beispiel zu einer fachlichen Einschätzung von kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten.

OrientierungSituativ | Herr Mustermann ist in der Lage, alltägliche Situationen meist gut zu erkennen und daraus die richtige Schlussfolgerung zu ziehen (Fähigkeit). Abseits täglicher Routinen reagiert er meist überfordert und kann dem Geschehen nicht mehr ganz folgen (Einschränkung).

OrientierungÖrtlich | Herr Mustermann kennt sich in seiner Wohnung aus und erkennt Unregelmäßigkeiten (Fähigkeit). Außerhalb seiner Wohnung findert er sich räumlich nicht mehr zurecht. Er findet nicht mehr in seine eigene Wohnung alleine zurück (Einschränkung)

Orientierung – Zeitlich | Herr Mustermann ist in der Lage die Uhr zu lesen, den Kalender zu benutzen und Aushänge richtig zu deuten (Fähigkeit). Bei der Zeitlichen Orientierung hat Herr Mustermann noch keine Einschränkungen.

Orientierung – Persönlich | Herr Mustermann erkennt seine Angehörigen, kann sie mit dem Namen zuordnen (Fähigkeit). Bei neuen Personen vergisst er die Namen und kann sich nach längerer Zeit nicht mehr an sie erinnern (Einschränkung).

Orientierung – Gefahren | Herr Mustermann kann Gefahren erkennen und richtig darauf reagieren (Fähigkeit). Sie hat in diesem Punkt keine Einschränkung.

Kommunikation – Hören | Herr Mustermann hört gut und benötigt kein Hörgerät (Fähigkeit). Hier gibt es keine Einschränkung.

Kommunikation – Sehen | Herr Mustermann sieht Gegenstände, die sich in seiner Nähe befinden (Fähigkeit). Weiter weg befindliche Gegensände kann er nicht mehr sehen (Einschränkung)

Kommunikation – Sprechen | Herr Mustermann verfügt über einen übliche Wortschatz und kann sich verständlich mitteilen. Er kann einem Gesprächsverlauf noch eingermaßen folgen (Fähigkeit). Allerdings vergisst er schnell die vergangenen Gespräche und ab und zu fallen ihm eizelne Worte nicht mehr ein (Einschränkung).